Am 10. Februar stellten die Projektleiterin Martina Staats und die Projektmitarbeiter_innen Dr. Johann Custodis und Dr. des. Friederike Apelt zusammen mit unserem Projektpartner und Geschäftsführer des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBRG) Dr. Thomas Kubetzky das Projekt „Ewige Zuchthäusler?!“ auf dem vom IBRG veranstalteten Forum Braunschweigische Regionalgeschichte vor.

In ihren einleitenden Worten verwies Martina Staats auf die Besonderheit, als Gedenkstätte ein solches Forschungsprojekt durchführen zu können. Gleichzeitig hob sie hervor, dass es zwingend notwendig ist, Gedenkstätten in diesen wichtigen Aufgabenbereich verstärkt einzubeziehen: Häufig sind sie es, die eine langjährige enge Beziehung zu Angehörigen von NS-Verfolgten aufgebaut haben und durch das aufgebaute Vertrauen nicht nur viele Informationen, sondern auch Nachlässe als zentrale Quellen erhalten und verwahren. Durch die Kooperation mit der TU Braunschweig, der belgischen Hogeschool VIVES und der Unterstützung der Akademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel sowie dem Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel, ergeben sich damit herausragende Forschungspotenziale. Zudem verwies sie darauf, dass die Gruppe der NS-Justizverfolgten nach wie vor eine wenig beachtete Verfolgtengruppe darstellen und die Erforschung ihrer Schicksale nach wie vor ein Desiderat ist.

Prof. Dr. Thomas Scharff, geschäftsführender Leiter des IBRG, begrüßte alle Teilnehmer_innen herzlich.

Dr. Johann Custodis erläuterte den Forschungsansatz des Projektes der mit den individuellen Erfahrungen der ehemaligen Gefangenen die Mikroebene mit der Makroebene der Entwicklung der gesetzlichen Abkommen verbindet. Der Fokus des Projektes liegt dabei auf westeuropäischen Widerstandskämpfern, u.a. der Gruppe der sogenannten „Nacht- und NebelNacht- und Nebel-Gefangene Mindestens 7.000 des Widerstands verdächtigte Personen aus Frankreich, den Beneluxländern und Norwegen wurden in Folge des „Nacht- und Nebel“-Erlasses vom 7. Dezember 1941 ins Deutsche Reich verschleppt und dort inhaftiert. Sie wurden komplett isoliert, bekamen anstatt ihres Namens eine Nummer und durften keinen Kontakt zu Angehörigen, Mitgefangenen und zur Außenwelt aufnehmen. Viele starben in der Haft oder wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet.“-Gefangenen. Zudem berichtete er über den aktuellen Stand der Recherchearbeiten zu ehemaligen Inhaftierten aus Norwegen. Nach derzeitigem Stand befanden sich 19 statt bisher angenommen 15 norwegische Gefangene in Wolfenbüttel, 15 von ihnen waren Besatzungsmitglieder der sogenannten „KvarstadKvarstad-Schiffe Das NS-Regime scheiterte im Frühjahr 1942 mit dem Versuch der Beschlagnahmung – auf Schwedisch Kvarstad – von zehn Schiffen der norwegischen Handelsmarine im Hafen von Göteborg.  Am 1. April 1942 versuchten diese Schiffe mit Rüstungsgütern und Widerstandskämpfer*innen von Schweden nach Großbritannien zu gelangen. Zwei Schiffe erreichten ihr Ziel, die restlichen acht wurden durch die deutsche Kriegsmarine versenkt oder durch die eigene Mannschaft gesprengt. Die Besatzungen wurde gefangen genommen.“-Schiffe.

Dr. des. Friederike Apelt stellte den aktuellen Stand zu Recherchen über ehemalige Gefangene aus den Niederlanden und Belgien dar. Wichtige Ansprechpartner bei der Recherche sind hier neben staatlichen Archiven auch Vereinigungen ehemaliger politischer Verfolgter wie die Confédération Nationale des Prisonniers Politiques et Ayant Droits. Darüber hinaus erläuterte sie die geplanten Vermittlungs- und Bildungsangebote, die u.a. in Kooperation mit der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel e.V. entstehen. In Übungen, Workshops und Exkursionen sollen sich zudem Studierende quellenbasiert und reflektiert mit Entschädigungsprozessen und ihren gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen auseinandersetzen. Ziel ist eine langfristige Einbindung der Thematik in die universitäre Lehre.

Bereits am 23. Februar findet der erste Workshop mit Studierenden der TU Braunschweig statt, wie Dr. Thomas Kubetzky erläuterte. Er hob die Bedeutung hervor, die gerade die internationalen Begegnungen von Studierenden haben, da diese den Teilnehmer_innen vielfältige Perspektiven eröffnen und den Reflexionsprozess fördern. Eine erste gemeinsame Exkursion findet bereits Anfang Juni dieses Jahres statt.
Es war ein interessanter und anregender Gedankenaustausch mit Forscher_innen und Kulturschaffenden, aus denen wir viele wertvolle Denkanstöße erhalten haben.

Wir bedanken uns für die Gelegenheit, unser Projekt zu präsentieren und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Ein herzliches Dankeschön an die Gastgeber_innen und alle Teilnehmer_innen!

Friederike Apelt