Peter Mathijs Smedts, Den vaderland getrouwe: Een boek over oorlog en verzet, 1962, S. 57
Peter Mathijs Smedts Portrait

Peter Mathijs Smedts

26. Mai 1913 – 11. August 1996

Vor der Verhaftung

Am 26. Mai 1913 wurde Peter Mathijs Smedts in Helden, Niederlande geboren. Er sollte auf Wunsch seiner Eltern Priester werden, beendete das Priesterseminar jedoch vorzeitig. Er studierte in Nijmegen und London stattdessen Anglistik und wurde Journalist. In London war Peter Mathijs Smedts zunächst als Korrespondent für verschiedene niederländische Zeitungen tätig. Anschließend arbeitete er in Amsterdam für die Nachrichtenagentur United Press und ab 1940 für die Schweizer Nachrichtenagentur Schweizer Press Telegraph.

Verhaftung und Haftzeit

Peter Mathijs Smedts ging in den Untergrund, nachdem er einen Artikel über die Beziehungen zwischen Deutschland, Japan und Niederländisch-Indien in der seit 1941 illegal erscheinenden Untergrundzeitung Het Parool (Die Parole) veröffentlicht hatte. Laut seinen eigenen Angaben half er dabei, untergetauchte Jüdinnen und Juden zu unterstützen und organisierte gemeinsam mit Freunden Fluchtrouten.

Druckerpresse von Het Parool aus der Besatzungszeit

Door Marc Chang Sing Pang - Het Parool, CC BY-SA 2.0
Peter Mathijs Smedts Het Parool

Er wurde am 4. November 1942 in Brüssel verhaftet und im Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles inhaftiert. Zwei Wochen später konnte er bei der Überstellung von Brüssel nach Den Haag aus der Haft entkommen, wurde jedoch am 27. November 1942 in den Niederlanden erneut gefasst. Peter Mathijs Smedts war ein knappes Jahr im Polizeigefängnis Scheveningen in den Niederlanden inhaftiert und im Oktober 1943 in das Strafgefängnis Utrecht verlegt. Er selbst schilderte, dass er am 30. Oktober 1943 wegen Spionage zum Tode verurteilt wurde. Über das Zuchthaus Sonnenburg kam er als „Nacht und Nebel“-Gefangener Nr. 449 im März 1944 schließlich in das Strafgefängnis Wolfenbüttel. In seinen Memoiren „Den Vaderland Getrouwe. Een boek over oorlog en verzet“ (Dem Vaterland treu: Ein Buch über Krieg und Widerstand), die er im Jahr 1962 veröffentlichte, erinnerte er sich an seine Haftzeit im Strafgefängnis Wolfenbüttel:

 „Wolfenbüttel war in den ersten Tagen eine richtige Freude. Wir kamen in helle Zellen und nur zwei Personen in eine Einmannzelle. Es gab eine Toilette und sogar fließendes Wasser. Das Essen war dort noch ziemlich schmackhaft, auf jeden besser als in Sonnenburg. Die Aufseher waren aber sehr korrekt.  Und doch wurde dieses Zuchthaus die schrecklichste Erfahrung, die wir bis dahin erlebt hatten. Auf dem Innenhof stand in einem kleinen Häuschen eine Guillotine. Wochein, wochaus kamen fast jeden Dienstag die Quäler, um die zum Tode Verurteilten zu enthaupten.“

Peter Mathijs Smedts, Den vaderland getrouwe: Een boek over oorlog en verzet, 1962, S. 57 (Auszug)

Als „Nacht- und Nebel“-Gefangener verrichtete er Zwangsarbeit für die Firma Voigtländer & Sohn AG, die ab 1943 im Strafgefängnis Wolfenbüttel Zielfernrohre und Ferngläser für die Wehrmacht produzierte. Die Arbeitsbedingungen waren für die Gefangenen sehr schlecht. Ihr Arbeitsort war die frühere Anstaltskirche, in der es sehr kalt war. Dort mussten die Inhaftierten bis zu 12 Stunden täglich arbeiten.

 „Wir montierten in einer Fabrik Ferngläser, in der sich früher die Gefängniskapelle befand. Morgens um 6.00 Uhr wurden wir aus den Zellen geholt und abends um 18.00 Uhr wieder in die Zellen zurückgebracht. Nur den Dienstag hörten wir gewöhnlich eine Stunde eher auf, weil da unsere lieben Aufseher die zum Tode Verurteilten von der Zelle zur Guillotine bringen mussten. Sie waren ebenerdig unter uns, die Todeskandidaten, wie sie genannt wurden. Sie waren immer gefesselt.“

Peter Mathijs Smedts, Den vaderland getrouwe: Een boek over oorlog en verzet, 1962, S. 57 (Auszug)

Befreiung und Rückkehr in die Niederlande

Mit dem Näherrücken der alliierten Truppen keimte unter den Inhaftierten die Hoffnung auf, dass auch das Strafgefängnis Wolfenbüttel bald befreit werden würde. Zuvor wurde Peter Mathijs Smedts jedoch mit weiteren „Nacht und Nebel“-Gefangenen in das Zuchthaus Brandenburg-Görden verlegt. Dort wurde er am 27. April 1945 befreit.

„Die Nachrichten von den Fronten waren fast immer gut, wirklich gut […] Am 7. April 1945 haben wir gehört, dass die Engländer nur noch ungefähr 50 Kilometer von Wolfenbüttel entfernt waren. Nur noch zwei Tage, nur noch ein Tag […] Und über die andere Möglichkeit, die jeder vor Augen hatte, worüber jedoch keiner sprach, die Chance, dass man im letzten Augenblick noch ermordet wurde, wurde jetzt noch mehr geschwiegen als vorher. Das Thema war tabu. Glücklich, aber nicht ganz beruhigt, sind wir den Samstagabend aus der Fabrik in unsere Zelle gegangen. Sonntagmorgen kam der Befehl: Transport. Alle NN-Gefangenen gingen weg. Wir bekamen unsere Zivilklamotten. Wir liefen unter SS-Bewachung durch Wolfenbüttel. […] Ich hoffe, sie haben Erbarmen mit mir, dachte ich.“

Peter Mathijs Smedts, Den vaderland getrouwe: Een boek over oorlog en verzet, 1962, S. 61 f. (Auszug)

Peter Mathijs Smedts Zeichnung Wilfred Jensenius

Befreiung im Zuchthaus Brandenburg-Görden, Zeichnung des norwegischen „Nacht- und Nebel“-Gefangenen Wilfred Jensenius, 145 (nach der Befreiung)

Gedenkstätte Wolfenbüttel

Peter Mathijs Smedts kehrte am 15. Juni 1945 in die Niederlande zurück. Dort arbeitete er bei verschiedenen Zeitungen als Redakteur und Chefredakteur. Zwischen 1955 und 1978 publizierte er zehn Bücher, in denen er unter anderem auch seine Zeit im Widerstand und in der Haft thematisierte.

Peter Mathijs Smedts Buchcover

Peter Mathijs Smedts Buch Waarheid en leugen in het Verzet (Wahrheit und Lüge im Widerstand), 1978

Entschädigung

Mit dem Näherrücken der alliierten Truppen keimte unter den Inhaftierten die Hoffnung auf, dass auch das Strafgefängnis Wolfenbüttel bald befreit werden würde. Zuvor wurde Peter Mathijs Smedts jedoch mit weiteren „Nacht und Nebel“-Gefangenen in das Zuchthaus Brandenburg-Görden verlegt. Dort wurde er am 27. April 1945 befreit.